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"Am Anfang war das Wort" - das ist ein Anfang, wie er im Buche steht, konkret in der Genesis. In der Kommunikation kann der Anfang ein Wort, ein Blick oder eine Geste sein. Und womit beginnen wir am besten das neue Jahr?

Was sagen wir als Erstes, wenn das neue Jahr durch Glockenschläge eingeläutet wird? In der Regel "Frohes neues Jahr" oder in der Schweiz "Es guets Neus". Ist das ein guter Anfang? Ja und nein: einerseits erfüllt er die Erwartungen der oder des Angesprochenen, andererseits ist das eine leere Formel, die einer persönlichen Note entbehrt. Darum erwartet man auch gleich eine Präzisierung, die auf die individuelle Situation zugeschnitten ist, etwa: "Viel Erfolg bei deinem neuen Projekt" oder mindestens "Gute Gesundheit, vor allem!"

Rolf Dobelli schildert in einer seiner Kolumnen aus der Reihe "Klarer denken", wie wichtig der sogenannte "Primäreffekt" ist - der erste Eindruck, der den Verlauf eines Gesprächs, einer Beurteilung oder eines Geschäfts entscheidend beeinflusst. Und dieser Primäreffekt entsteht unter anderem durch den Gebrauch des richtigen Wortes.

Doch nicht immer ist das beste erste Wort dasjenige, das uns spontan in den Sinn kommt. Wenn wir jemandem begegnen, der müde aussieht und wir sagen: "Hallo, du siehst aber müde aus!", entspricht dies zwar unserem ersten Eindruck, ist aber kaum förderlich für eine fruchtbare Konversation. Da ist ein kurzes Innehalten geboten, um zu überlegen, wie man die müde Person anspricht. Und ob überhaupt. Man kann auch schweigend Empathie zeigen und dem anderen vielleicht erst einmal einen gemütlichen Platz und etwas zu trinken anbieten. Falls nötig, kommt dann das müde Aussehen später zur Sprache.

Auch wohlgemeinte spontane Reaktionen können zum Bumerang werden, wie das bekannte Beispiel von Bertolt Brechts Herrn K. zeigt. Als er einen alten Bekannten trifft, sagt dieser: "Sie haben sich gar nicht verändert!" Worauf Herr K. erbleicht. Was uns als positiv erscheint, ist also nicht unbedingt das, was der/die andere hören möchte. Nicht dass man solche Situationen immer vermeiden könnte, aber ein bisschen Einfühlungsvermögen in die Erwartungen oder Hoffnungen des Gegenübers ist sicher wichtig beim ersten Wort.

Soweit zur gesprochenen Sprache. Wie ist es bei schriftlichen "Botschaften"? Nehmen wir das Beispiel E-Mail. Der erste Eindruck entsteht durch die Betreffzeile. Sie dient dem Empfänger häufig dazu, zu entscheiden, ob es sich um Spam oder eine wirkliche Botschaft handelt. "Alles Gute zum neuen Jahr", "Jetzt profitieren!" können sowohl als auch sein - sie ersparen einem das Öffnen der Mail kaum. "Kommst du Laufen?", "Spielst du heute Tennis?" oder "Wie fandest du den Tatort?" - also persönliche Ansprache nicht erst in der ersten Zeile der Botschaft, das sagt uns sofort, dass man die E-Mail öffnen muss. Das ist klar und effizient - und befreit mich zudem von der Angst, beim Öffnen könnte ich meinen Computer ruinieren.

Fazit:
Inhalte können durchaus schon in den ersten Worten vermittelt werden. Durch die Worte vermittelt man aber auch ein Gefühl, positiv oder negativ.
Das Wort allein erzielt oft nicht die beabsichtigte Wirkung. Und die nun allseits verbreiteten guten Wünsche zum neuen Jahr wirken nur dann, wenn sie mit einer entsprechenden Geste unterstützt werden - einer Geste, die wirkliche Zuwendung zeigt: ein stimmiger Blick, ein echtes Lächeln, ein inniger Händedruck, eine herzliche Umarmung. Am Anfang muss also nicht das Wort stehen. Eine Geste, die echte Zuwendung zeigt, kann wesentlich wirkungsvoller sein. Mit welcher Geste fangen Sie das neue Jahr an?

P.S. Übrigens: Es heisst die E-Mail, in der Schweiz eher das E-Mail.




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