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    Oktober: A und Z im Umgang mit Wein
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Die Herbstsonne lässt die Blätter in warmen Rottönen erstrahlen. Und in den Weinbergen läuft die Ernte auf Hochtouren. Da bieten sich ein paar Tipps für den stilvollen Umgang mit Wein an, von A wie Ablehnen bis Z wie Zuprosten.

Dass man ein Weinglas am Stiel hält und das Glas nicht bis zum Rand füllt, ist allgemein bekannt. Hier gibt es zwei Tipps, die mehr mit den kommunikativen Aspekten des Weintrinkens zu tun haben.

Alkohol ablehnen

Nicht jeder trinkt Alkohol, aus welchen Gründen auch immer. Oft werde ich gefragt, wie und ob man ein Glas Wein ablehnen kann und ob man das begründen muss. Denn zweifellos gehört ein gutes Glas Wein in unserer Kultur zum Savoir-vivre.

Mein Tipp: Selbstverständlich können Sie das angebotene alkoholische Getränk dankend ablehnen. Bei Geschäftsessen am Mittag wird inzwischen sowieso meistens gänzlich auf Alkohol verzichtet, schliesslich will man nachher noch arbeiten. Aber auch bei einem gesellschaftlichen Anlass am Abend sollten Sie keine Angst haben, als "Spassbremse" zu gelten, wenn Sie keinen Alkohol trinken. Ich persönlich rate Ihnen, Ihre Ablehnung kurz zu begründen: Sie sind mit dem Auto da, Sie vertragen keinen Wein, Sie mögen keinen Alkohol, Sie amüsieren sich besser nüchtern - auch wenn Sie natürlich keineswegs zu Erklärungen verpflichtet sind. Wenn Sie es jedoch nicht erklären, wird sich Ihr Gegenüber in den meisten Fällen fragen, warum Sie wohl keinen Alkohol trinken und ob Sie vielleicht Alkoholprobleme hatten. Also nehmen Sie doch besser diesen Spekulationen gleich den Wind aus den Segeln.

Auf der anderen Seite ist es aber ebenfalls stillos, wenn man sozusagen die Flucht nach vorn ergreift und die gastgebende Person oder andere Gäste darüber belehrt, welche gesundheitsschädliche Wirkung Alkohol hat. Dann wären Sie wirklich eine Spassbremse.

Für die gastgebende Person gilt, sich auf jeden Fall darauf vorzubereiten, dass nicht alle Gäste Alkohol trinken. Verzichten Sie auf jeglichen Druck und Kommentare wie: "Ach komm, nun sei doch nicht so und trink wenigstens ein Gläschen mit".


Zuprosten und Anstossen

Ein Reizthema, besonders in der Schweiz. Laut offiziellem Knigge wird nicht mehr angestossen, sondern man prostet sich mit Wein, Champagner und Sekt generell nur zu, also ohne dass sich die Gläser berühren. Angestossen wird nur bei besonderen Gelegenheiten wie ein elegantes Fest oder ein gelungener Geschäftsabschluss. Während einige Ratgeber empfehlen, mit Sekt oder Champagner wegen des Kohlesäuregehalts gar nicht anzustossen, findet man bei anderen wieder etwas Gegenteiliges. Nun stellt sich aber die Frage, ob es denn überhaupt einen "offiziellen Knigge" gibt und wozu ein solches Regelwerk, das im Übrigen ja nichts mehr mit dem guten alten Freiherrn von Knigge zu tun hat, nützen könnte. Regeln sind dazu da, den Umgang der Menschen miteinander zu erleichtern und angenehmer zu machen, sie dürfen nicht zum Selbstzweck werden. Deshalb empfehle ich Ihnen, pragmatisch an die Sache zu gehen.

Konkret ist das ganz einfach:
1. Sie selbst ergreifen die Initiative zum Anstossen nie, sondern praktizieren das Zuprosten. Achten Sie darauf, dass Sie das Gegenüber zuerst anschauen.
2. Wenn jemand anders jedoch damit anfängt, dann machen Sie halt das Spielchen mit und verkneifen sich jegliche belehrende Kommentare wie: "Man stösst nicht mehr an" oder "In grösseren Gruppen stösst man überhaupt nie an." Beides ist zwar sachlich richtig, aber ein Tiefschlag auf der Beziehungsebene und damit alles andere als respektvolle Kommunikation.


Und zum Schluss noch ein Tipp an meine deutschen Landsleute in der Schweiz:

Bei meinen Aufenthalten in südländischen Ferienresorts mit stark deutscher Population fällt mir immer wieder auf, dass Deutsche besonders gern Rosé-Wein trinken. Damit outet man sich hierzulande nicht gerade als ambitionierte/r Weinkenner/in. Ausserdem sollte man Wein nicht "lecker" finden, denn das klingt etwas sehr banal. Die deutsche Sprache bietet doch so viele andere Möglichkeiten von differenzierteren Adjektiven: fruchtig, leicht, gehaltvoll, spritzig, erdig oder schlicht und einfach gut, aber bitte nicht lecker.
© 10/2008, Gunhild Hinkelmann, fair communication, Wettingen



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