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    Mit guten Manieren die Welt verbessern – und positiv auffallen!
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Tipp: Kurs speziell für Frauen
"Frau - souverän, kompetent, gewinnend" an der VHS Wettingen mit Gunhild Hinkelmann und Leonore Rossel
4 Kursabende: 17.30 Uhr - 19.30 Uhr und 20.00 - 22.00 Uhr, 26. April, 3./10. und 24. Mai
4 Abende 95,-- CHF
Rathaus Wettingen
Anmeldung unter
info@vhs-wettingen.ch oder 056/427 11 78


Auch wenn andere sich schlecht benehmen: Mit Contenance und stilvollem Auftreten fallen Sie umso mehr auf. Und tragen aktiv dazu bei, dass die Welt ein bisschen besser wird. Jeden Monat praktische Tipps von A wie Anrede bis Z wie Zuhören. Im März H wie Höflichkeit und die Frage der Kompatibilität mit Emanzipation.

Höflichkeit – das Wort klingt irgendwie altmodisch. Man denkt an steifes und antiquiertes Verhalten. Gleichzeitig ärgern wir uns aber tagtäglich darüber, dass viele Menschen nicht einmal mehr die Basics von gutem Benehmen kennen: sie legen in S-Bahnen ihre Füsse auf die Bänke, telefonieren permanent und laut in öffentlichen Räumen, drängeln sich vor – an der Kasse, beim Stau auf der Autobahn, am Buffet. Hauptsache ich. Das ist das Gegenteil von Höflichkeit: grobes, tumbes und rein ich-bezogenes Verhalten. Höflichkeit dagegen beruht auf einer Haltung des Respekts gegenüber anderen. Höfliches Verhalten wirkt kultiviert, gelassen und souverän, nach dem Motto „Ich habe es nicht nötig, ständig um meine Bedürfnisse zu kämpfen. Ich bekomme ganz entspannt das, was ich brauche.“

Aus aktuellem Anlass – am 8. März ist der internationale Frauentag – möchte ich das Thema Höflichkeit noch von einer anderen Seite beleuchten. Denn gerade im Zusammenhang mit emanzipiertem Verhalten wird oft die Frage aufgeworfen, ob dies kompatibel mit höflichen Gesten wie Tür aufhalten und in den Mantel helfen ist. Ja, warum denn nicht? Am internationalen Frauentag weist man auf die Forderungen nach Chancengleichheit von Mann und Frau in der Gesellschaft hin. Das berechtigte Anliegen nach gleichen Chancen für Mann und Frau hat jedoch nichts damit zu tun, dass Männer und Frauen auch ansonsten in allem gleich sind. Zum Glück nicht! Doch immer wieder erzählen mir Männer, dass Frauen ihre höfliche Geste, der Dame aus dem Mantel zu helfen, nicht nur verschmäht, sondern obendrein noch mit schnippischen Bemerkungen abgetan hätten. Und tatsächlich gibt es Frauen, die sagen: „Das wollen wir nicht, das kann ich allein.“ Aber das zweifelt doch auch kein Mensch an.

Leider wird im Zuge der Emanzipationsbewegung höfliches Verhalten oft als traditionelles Rollenverhalten abgetan. Der Kritikpunkt: Männer würden damit ihre Dominanz manifestieren. Darf der Herr also noch der Dame in den Mantel helfen, die Tür aufhalten, den schweren Koffer tragen, im Restaurant bezahlen, ohne sich dabei als Macho oder hoffnungslos antiquiert zu outen? Unbedingt. Und die Dame sollte diese höflichen Gesten souverän annehmen und schätzen. Höflichkeit ist keine Technik, sondern eine Haltung. Sie ist der Ausdruck von Aufmerksamkeit und Zuwendung – aber interessenfrei im engen Sinne.

Höflichkeit ist häufig nicht mit grossem Aufwand verbunden, sondern erfolgt spontan und drückt sich in kleinen netten Details aus. Darum ist es albern, wenn sich Frauen dagegen wehren, sich in den Mantel helfen zu lassen – mit der Absicht, ihre Eigenständigkeit und Emanzipation auszudrücken. Der höfliche Mann drückt mit der Mantelgeste nur aus, dass er der Dame zugetan ist, sie wahrnimmt - und nicht, dass er sie für unfähig hält.
Es handelt sich dabei auch um eine schöne Tradition, eine galante Geste. Womit auch klar wird, dass Höflichkeit immer angenommen werden muss, damit sie funktioniert. Alle daran Beteiligten geben durch das Angebot und die Annahme der Höflichkeit zu erkennen, dass sie diese schöne Tradition schätzen – gerade weil sie als interessenlos und menschenfreundlich wahrgenommen wird.
Sie mit emanzipatorischen Ansprüchen auszuhebeln, ist deshalb mindestens als einfältig zu bezeichnen. Und alles andere als souverän. Souverän ist es, als Dame solche kleinen Aufmerksamkeiten zu geniessen.

Ein persönliches Beispiel zum Schluss: Wenn ich samstags im Fitnessstudio zum Spinning gehe, müssen wir dort zunächst die Velos aufstellen, d.h. die schweren Dinger zu einem freien Platz rollen. Es gibt im Kurs hünenhafte Männer, die sich darum foutieren, ob man das Velo hochstemmen kann, sich allenfalls noch schnell vordrängeln, um den „besseren“ Platz zu bekommen. Und es gibt die lieben und höflichen Männer, die mit einer Selbstverständlichkeit schon für die restlichen Teilnehmerinnen die Velos parat machen. Ich schätze diese höflichen Menschen ungemein, und es wäre mir noch nie in die Sinn gekommen, ihre Hilfe als Anmache oder als Zeichen männlicher Dominanz im Sinne von „Ich bin stark, du bist schwach“ zu interpretieren. Ich finde es klasse, dass es noch solche "Klasse-Männer" gibt.

In diesem Sinne wünsche ich einen genussvollen März mit vielen Momenten der Höflichkeit und des aufmerksamen Nebeneinanders von Mann und Frau.





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