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    Mit guten Manieren die Welt verbessern – und positiv auffallen! G wie ..
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Auch wenn andere sich schlecht benehmen: Mit Contenance und stilvollem Auftreten fallen Sie umso mehr auf. Und tragen aktiv dazu bei, dass die Welt ein bisschen besser wird. Hierzu jeden Monat praktische Tipps von Anrede bis Zuhören. Im Februar G wie Grüssen, Gatten, Gähnen, Geiz und Geist.

Der Buchstabe des Monats ist "G" - und der löst so viele Assoziationen aus, dass wir uns für einmal von Begriff zu Begriff hangeln.

Beginnen wir mit dem Grüssen. Dass man grüsst, wenn man einen Raum betritt, sollte an sich selbstverständlich sein. Ist es aber nicht, wie ich immer wieder feststelle. Bei den Grussformeln sollte man sich regional anpassen. In der Schweiz „Grüezi“, in Bayern und Österreich „Grüss Gott“ und ansonsten „Guten Tag“. „Hallo“ geht ebenfalls, wenn es ein bisschen legerer sein darf.

OK, man muss jetzt nicht allen die Hand schütteln, wenn man das Fitnessstudio betritt. Der Handshake ist übrigens auch das, was das Grüssen (ohne Handshake) vom Begrüssen (mit Handshake) unterscheidet. Das hat Konsequenzen. Im Business grüsst die hierarchisch niedrige Person nämlich die hierarchisch höhere Person, beim Begrüssen ist es genau umgekehrt. Das heisst, die Initiative zum Begrüssen mit Handschlag geht von der höheren Person aus. Höher bedeutet nur im Rang höher, Alter und Geschlecht spielen hierbei keine Rolle. Wenn Sie nun am Morgen durch die Gänge Ihrer Firma schreiten und Mitmenschen begegnen, sollten Sie allerdings nicht allzu lange auf den Gedanken verschwenden, wer wohl der/die hierarchisch Höhere ist. Das könnte peinlich werden. Grüssen Sie einfach. Das ist nie falsch.

Apropos Rang und Namen. Wie spricht man von seinem (Ehe)-Partner/in in der dritten Person? Meine bessere Hälfte? Mein Angetrauter? Mein Gatte/meine Gattin? Bloss nicht. Das ist ungefähr so affektiert wie das Abspreizen des kleinen Fingers beim Teetrinken. Den eigenen Ehepartner bezeichnet man niemals als Gatten oder Gattin, allenfalls den einer anderen Person. Etwas arg gehoben und von gestern tönt dies aber allemal. Nur in Österreich wird eine besonders höfliche Person alter Schule von Ihrer Gattin oder Ihrem Gatten sprechen. Und auch so stilvolle Floskeln wie "Habe die Ehre!" (mit Ziehen des Hutes beim Herrn) benutzen statt "Guten Tag!", oder beim Abschied "Meine Empfehlung an Ihre werte Frau Gemahlin!". In dem Kontext passt es. Ansonsten Finger weg von Gatten und Gattinnen. Umso fragwürdiger ist der exzessive Gebrauch dieser Wörter in den Printmedien. Immer wieder taucht der Begriff Gatte/Gattin in Kommentaren zu Bildern aus der Promi-Szene auf. "Bankpräsident Zaster mit Gattin Irene" zum Beispiel. Oder „Ex-Miss Schweiz Vreni Krönli mit Gatte Heiri“. Was bei Mitgliedern des Hochadels durchaus angemessen wirkt, passt bei Mitgliedern der Cervelat-Prominenz einfach gar nicht. Warum nicht "Irene und Zacharias Zaster, Bankpräsident" oder einfach „mit Ehefrau Irene“?

Medien benutzen das Wort Gatte/Gattin natürlich auch, weil es kürzer ist und weil sie oft Synonyme brauchen, um Wortwiederholungen zu vermeiden. Hier ein Beispiel aus dem Tagesanzeiger vom 23.12.11:
„Tötungsdelikt von Untereggen – Ehemann gesteht Mord an Gattin
Am Mittwoch fand die Polizei in Untereggen SG die Leiche einer seit Anfang Monat vermissten Frau in einem Schacht. Der Gatte der 49-Jährigen wurde verhaftet. Nun hat er den Mord gestanden."


Aber hallo, der „Gatte“ ist als Mörder ja wohl nicht eines gehobenen Wortes würdig. Er hat den Mord an seiner Frau gestanden, nicht an seiner Gattin.
Aber es gibt ja auch elegantere Arten, sich als Gatten zu trennen, wie Seal und Heidi Klum uns gerade vormachen bzw. uns weismachen. Doch diese Geschichten von weichgespülten Promi-Trennungen a la Seal/Klum oder erfolgreichen Promi-Dauerbeziehungen wie P. und K. Felix sind sowieso zum Gähnen, wobei wir schon beim nächsten Begriff wären. Wie war denn das noch wieder? Beim Gähnen die Hand vor den Mund? Und keine Gähnlaute? So haben wir es wohl alle einmal gelernt. Jeder Redner/jede Rednerin weiss, wie unangenehm hemmungslos gähnende Zuhörer sind, die schamlos Einblick in ihren Rachen geben. Und dann geht das erst richtig los: reihum gähnen auch bislang interessierte Zuhörer - man kennt den ansteckenden Effekt, auch von sich selbst. Was tun? Den physiologischen und psychologischen Ursachen des affenartigen Verhaltens auf den Grund gehen? Ein Fass ohne Boden. Es ist ganz einfach: dem Gähnen vorbeugen, indem man sich aktiv mit der Situation auseinandersetzt, in der man sich befindet. Sich zur Aufmerksamkeit zwingen, wann immer es geht. Und wenn es nicht geht, nach Ablenkung suchen, nur nicht in Stupor verfallen - sonst kommt Brüderchen Schlaf herangeschlichen und gähnt einen an. Haltung und Contenance bewahren. Natürlich darf man auch mal gähnen, aber möglichst wenn man allein ist. Und dann macht das richtig Spass – und nachher fühlt man sich wieder fitter. Fit für die Spassgesellschaft, in der alles geil ist, sogar der Geiz.

Das bringt uns zum nächsten Begriff. Der Slogan "Geiz ist geil", 2002 lanciert von der Elektronikhandelskette Saturn, hat wie ein Buschfeuer um sich gegriffen und ist besonders in Deutschland zur Beschreibung einer weitverbreiteten Haltung geworden. Geiz wurde zu einem Wert erhoben. Die Schnäppchen-Mentalität breitete sich aus. Dabei hat schon Henry Ford sehr treffend gesagt: "Sparsamkeit ist die Lieblingsregel aller halblebendigen Menschen." Halblebendig – wer möchte das schon sein? Life is live! Nicht nur in Deutschland, aber dort besonders, lässt sich beobachten, wie Geiz zum alles bestimmenden Prinzip erhoben wird und die Leute daran hindert, ihren Geist zu gebrauchen. Wer ein T-Shirt für Euro 2.95 kauft, kann sich rühmen, ein Schnäppchen gemacht zu haben und wird den Trottel, der für das beinahe gleiche Ding Euro 29.95 bezahlt, verhöhnen. Er hat aber vergessen, dass bei der Herstellung des Shirts jemand einen Lohn erhalten sollte, der ihm oder ihr ein würdiges Leben ermöglicht. Bei 2.95 ist das unmöglich, bei 29.95 zwar nicht garantiert, aber wahrscheinlicher. Kann man sich also tatsächlich geil fühlen, wenn man möglichst wenig Geld für Kleidung ausgibt und dabei ignoriert, dass dafür in Asien junge Mädchen arbeiten müssen, anstatt zur Schule zu gehen?

Schliessen wir den Monatstipp zum Buchstaben G also mit Geist. Geist kann übrigens nicht nur geil, sondern auch süss sein. Gerade habe ich ein Gläschen Zotter Schokoladen-Geist genossen, natürlich bio und fair. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen geistvollen und gehaltvollen Februar.

Ihre
Gunhild Hinkelmann




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