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Auch wenn andere sich schlecht benehmen: Mit Contenance und stilvollem Auftreten fallen Sie umso mehr auf. Und tragen aktiv dazu bei, dass die Welt ein bisschen besser wird. Hierzu jeden Monat praktische Tipps von Anrede bis Zuhören. Im September B wie Büfett, eine Problemzone voller potentieller Fettnäpfchen.


Büfetts liegen im Trend. Zum Frühstück im Hotel schon lange, am Abend immer mehr. Der moderne Konsument möchte unter dem Motto „All inclusive“ stets die Wahl haben, anstatt sich von einem Küchenchef bevormunden zu lassen. So kann man sich – gerade in der ungezwungenen Atmosphäre von Ferien – den Zwängen der Menüfolge entledigen und sich nach eigenem Gusto und quer über alle Gänge hinweg sein eigenes Menü frei kreieren. Mit zweifelhaftem Resultat, aber so hat dann jeder was Eigenes. Ein bisschen Schinken mit Melone von den Vorspeisen, kombiniert mit Krevettencocktail, zwei bis drei Satayspiesschen, natürlich mit Erdnusssosse, kennt man ja aus dem Thailand-Urlaub, ein Löffel Tsatziki, eine bodenständige Rindsroulade und einer Portion Lasagne. Kann ja sein, dass das andere doch nicht so schmeckt und Lasagne ist immer ein sicherer Wert. Sowieso, ist ja alles inclusive, und es wäre doch schade, wenn man nicht mal von allem probiert hätte. Abgehobene Sterneköche verkaufen einem so eine kleine kulinarische Weltreise auf dem Teller als Fusion Cuisine, aber das kann man schliesslich auch selbst zusammenbasteln. Und warum soll man extra zweimal aufstehen und zum Büfett gehen, wenn auf dem Teller noch Platz ist? Wer weiss, ob nachher noch von allem da ist. Zur Sicherheit nimmt man sich auch schon mal ein bisschen Trüffelbrie und frisches Ananas mit, beides ist immer sehr gefragt und darum schnell vergriffen. Man muss taktisch klug vorgehen, nachher sind alle am Dessertbüfett. Also geht man am besten antizyklisch vor, das soll ja in der Wirtschaft auch ein erfolgversprechendes Rezept sein.

Die Qual der Wahl am Büfett führt in der Regel zu völlig irrationalem Verhalten, vermutlich ausgelöst durch die Reaktivierung eines archaischen Jagd- und Sammelinstinkts. Auch sehr zivilisierte Personen verlieren am Büfett des Öfteren die Contenance. Dazu kommt ein gewisser Verknappungswahn, die Angst, andere könnten einem etwas wegnehmen, was nachher dann nicht mehr da ist. Rein rational betrachtet ist diese Angst unbegründet, zum einen, weil in der Regel alles wieder aufgefüllt wird und zum anderen, weil Menschen aus westlichen Zivilisationen, die sich den Besuch eines 4- bis 5-Sternhotels leisten können, selten am Hungertuch nagen. Der physische Kampf um die besten Happen führt manchmal sogar dazu, dass man unsanft zur Seite geschoben wird oder mindestens hautnah bedrängt.

Der Problembereich Büfett beginnt jedoch schon, bevor man ein solches physisch ansteuert, nämlich bei der Frage der Rechtschreibung. Jedes Mal frage ich mich wieder, wie man das Wort jetzt schreibt. Deshalb habe ich mir unlängst einen Zettel mit dem Resultat meiner Dudenrecherche auf den Schreibtisch gelegt:
Büfett (D)
Buffet (CH)

Zugegeben, die deutsche Variante beinhaltet das Wort „fett“ und hat von daher unappetitliche Konnotationen. Doch das haben Büfetts ja auch in der Realität oft. Angefangen bei der Tatsache, dass Leute sich über die angebotenen Speisen beugen und Schuppen und Haare darin hinterlassen, bis hin zu der Unsitte, Sachen mit den Händen zu nehmen und sich probeweise schon mal das ein oder andere Häppchen vor Ort in den Mund zu schieben. Ganz zu schweigen davon, was sich die Leute alles auf die Teller laden! Es passt weder geschmacklich zusammen noch sieht es ästhetisch aus. Wenn eine Servicekraft einen solchen Teller servieren würde, den sich so manch einer am Büfett zusammengesucht hat, würde man sich entrüstet abwenden.

Wer das schon ein paar Mal in den Ferien miterlebt hat, kommt unweigerlich zum Schluss: ich überlasse dem Koch das Menü, denn er ist schliesslich der Experte. Er hat sich gut überlegt, was zusammenpasst und lässt mir überdies bei den meisten Gängen erst noch die Wahl zwischen zwei möglichen Varianten. Essen soll Genuss sein und dazu gehört, dass man stilvoll bedient wird, Zeit hat, sich mit den Tischpartnern/Tischpartnerinnen unterhält und nicht ständig in unterschiedlichen Zusammensetzungen am Tisch sitzt, weil gerade wieder einer auf der Jagd ist. Wie sollen da Gespräche aufkommen, wie kann da ein kulinarisches Erlebnis zustande kommen, an das man sich später noch erinnert? Oft erinnert man sich bei Buffet-Dinners nur noch an die ekelhaft überladenen Teller anderer Leute - die zudem noch meist gut daran täten, Mass zu üben, der Figur zuliebe. Kommt dazu, dass auf diese Weise der eine noch bei der Suppe ist, während der andere sich schon am Dessert gütlich tut. Kann man sich da noch austauschen über die einzelnen Gänge und so den Genuss steigern? Will ich hören, wie die Schokoladenmousse schmeckt, wenn ich noch mein Rindsfilet geniesse?

Waren früher vier Gänge bei Halbpension üblich, so hat man diese heute in Regel zu fünf bis sechs Gängen aufgerüstet, indem ein Salat- und Antipastibuffet eingebaut und ein Käsebuffet angehängt wurden. Dort können sich Hardcore-Buffet-Esser schon mal richtig satt essen, aber dann den Rest der Gänge wenigstens entspannt am Tisch geniessen. Wenn ich mich bedienen lasse, sind die Portionen ausgewogen und das Auge, welches am Buffet fast immer grösser ist als der Magen, kann sich stattdessen an den hübschen Details erfreuen, mit denen die Küchencrew die Speisen angerichtet hat.

Geben wir dem Wort Gast doch wieder seine eigentliche Bedeutung zurück und geben wir den Gastgebern – der Küchencrew und dem Servicepersonal - die Chance, uns zu überraschen und uns Service zu bieten. Wenn wir zufrieden sind, können wir uns bedanken - das tut beiden Seiten gut und ist ganz einfach: zivilisierter.

Wie macht man also eine gute Figur am Buffet – und behält auch eine gute Figur? Hier meine Tipps:

1. Halten Sie sich an die Reihenfolge der Gänge, d.h. beginnen Sie mit den Vorspeisen. Das Käsebuffet gehört übrigens nicht dazu. Gehen Sie ruhig zweimal, wenn es kalte und warme Vorspeisen gibt, anstatt diese auf einem Teller zu kombinieren.
2. Sprechen Sie sich am Tisch ab, wenn Sie zum nächsten Gang übergehen.
3. Achten Sie auch beim Hauptgang darauf, nicht Fisch, Poulet und Fleisch auf einem Teller zu kombinieren. Gehen Sie stattdessen lieber zweimal.
4. Legen Sie das benutzte Besteck jeweils auf den fertigen Teller – und nicht zurück auf den Tisch. Das Personal wird Besteck nachlegen. Falls dies einmal nicht geschehen sollte, machen Sie das Personal darauf aufmerksam.
5. Legen Sie Ihre Serviette links neben den Teller, wenn Sie den nächsten Gang am Buffet holen – und nehmen Sie bloss keinen benutzen Teller mit zum Buffet.
6. Gehen Sie selektiv vor und überlegen Sie sich, ob das, was Sie da sehen, wohl wirklich so gut schmecken kann - vor allem, wenn es schon länger dort steht. Nehmen Sie erst kleine Portionen, wenn Sie nicht sicher sind. Wie gesagt, Sie können mehrmals gehen.
7. Schalten Sie Ihren Verstand ein und stellen Sie sich kritische Fragen: Nehmen Sie eine Speise nur, weil sie da ist? Ist das kalorienreiche Dessert wirklich so gut, dass Sie in Kauf nehmen, es nachher an Bauch und Hüften zu haben? Ist die fettige Lasagne eine Sünde wert?
8. Wenn Sie Gewichtsprobleme und Völlegefühl vermeiden wollen, dann halten Sie sich an Gemüse und eiweisshaltige Speisen wie Fleisch, Fisch, Poulet, Eier oder Tofu und meiden Sie kohlehydratlastige Sättigungsbeilagen wie Kartoffeln, Reis, Teigwaren und Brot.
9. Bleiben Sie ruhig und gelassen und widerstehen Sie dem allgemeinen Hype am Buffet, auch wenn andere drängeln und Hektik verbreiten. Denken Sie daran: Nichts verlässt heute diese Welt. Sie können es auch morgen noch probieren.
10. Ein Qualitätsbuffet zeichnet sich dadurch aus, dass alles nachgelegt wird und bis zum Schluss eine gute Auswahl an frischen Speisen vorhanden ist. Die Angst, vor einem abgegrasten Buffet zu stehen, ist also an sich unbegründet. Ausser man ist im falschen Film, d.h. an einem Ort, wo diese Qualitätsmassstäbe nicht gelten. Solche Orte würde ich in Zukunft meiden.




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