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    Wie Weihnachten? - Und why? - Au weia!
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Alle Jahre wieder. Wieder alles gleich. Im Oktober der Vorsatz, es dieses Jahr definitiv anders zu machen. Bloss wie? Keine Ahnung, aber anders. Langfristig planen, Ideen sammeln. Doch wer mag schon im Oktober an Weihnachten denken?

Ich nicht wirklich. Im Oktober erfreue ich mich noch an den leuchtenden Farben des Herbstlaubs und rege mich darüber auf, beim Einkaufen schon mit dem Anblick allerlei Weihnachtsguetsli konfrontiert zu werden. Doch im November wird die Frage, was machen wir denn nun an Weihnachten, wieder aufgenommen. Besonders, wenn wir gerade an ein paar Spekulatius oder Zimtsternen knabbern. Klipp und klar kann ich formulieren, was ich nicht will. Nicht das, was wir jedes Jahr haben, die üblichen Einladungen und Rituale, einkaufen, kochen, essen, trinken. Auch nicht, wie schon so oft, siebenhundert Kilometer auf verstopften und unter Umständen verschneiten deutschen Autobahnen gen Norden zu den Eltern fahren, um dort drei Tage mit essen, trinken, Tisch decken, Tisch abräumen, abwaschen und einmal um den Pudding gehen zu verbringen. Zwischendurch macht man es sich gemütlich, sitzt auf der Ofenbank und arbeitet sich Mutters superleckere selbst gebackene Plätzchen rein und erzählt die Geschichten, die man schon oft erzählt hat. Fährt wieder acht Stunden über deutsche Autobahnen und kommt dann mit mindestens drei Kilo mehr auf den Hüften daheim an. Das soll es dieses Jahr alles nicht sein!

Schwieriger wird es bei der Formulierung dessen, was ich will. Wie wäre es mit Wegfahren? Shoppen in New York zum Beispiel, der Dollar steht gerade so günstig. Bei rationaler Überlegung kommt man jedoch schnell zum Schluss, dass die paar Hundert Franken, die man beim Shoppen spart, eine Ausgabe von ein paar Tausend Franken für die Reise kaum aufwiegen können. Mal abgesehen davon, dass man über die Feiertage gar nicht shoppen kann. Und der Kleiderschrank ist eh voll. Und warum mit drei Personen in einem Hotelzimmer in einer Grossstadt sitzen, wenn man es zuhause doch etwas geräumiger und gemütlicher hat? Idee verworfen.

Man könnte natürlich auch einfach in ein Land fahren, wo es warm ist und wo es kein Weihnachten gibt. Da bietet sich der arabische Raum an. In eine schöne Clubanlage in Ägypten zum Beispiel, mit Familienzimmern, Teenie-Animation sowie Sport und Wellness aller Art. Doch warum mit drei Personen in zwei Hotelzimmern sitzen in einem deutschen Club auf fremdem - vielleicht sogar Ungläubigen gegenüber feindlich gesinntem - Territorium, wenn man es zuhause doch etwas geräumiger und gemütlicher hat? Idee verworfen.

Nun steht ja nicht nur der Dollar so günstig, sondern auch der Euro. In Bremen gibt es das schöne Parkhotel, das mit seinem leicht plüschigen Grandhotel-Charme und dem riesigen Park drumherum ein ansprechendes Setting böte. Und liebe Freunde und Verwandte gibt es da auch. Und ausgesprochen günstige Packages über die Feiertage. Bloss sind die lieben Freunde und Verwandten über die Feiertage bei ihren Familien. Die Geschäfte sind geschlossen. Also schön essen gehen, im Park joggen. Bei rationaler Überlegung stellt man fest, dass man beides genauso gut zuhause kann. Nur fünfhundert Meter trennen uns von einem grossen Wald- und Erholungsgebiet. Statt Geld für die Reise auszugeben, könnte man das Geld hier in den Besuch von Restaurants investieren und sich das ganze Einkaufen und Kochen sparen. Und warum mit drei Personen in einem plüschigen Hotelzimmer sitzen, wenn man es zuhause doch ein wenig geräumiger und moderner hat? Idee verworfen.

Warum in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah. Die Schweizer Berge. Die perfekte Idylle von Schnee, Glöckchen und kuscheliger Atmosphäre am Kamin. Gut essen, sich bedienen lassen, ein bisschen langlaufen, ein bisschen wellnessen. Das wäre es doch! Also rein ins Internet und Angebote checken. Nach ein paar Stunden Suche dann die ernüchternde Erkenntnis: auf diese Idee sind ausser uns - und vor allem vor uns - schon sehr viele andere Menschen gekommen. Und eine Woche Schweizer Berge kostet ungefähr so viel wie eine Woche Thailand in der Suite eines Fünfsternresorts. Bloss sind die Zimmer hier oft ein bisschen kleiner. Und warum soll man mit drei Personen in einem sehr schönen, aber kleinen Hotelzimmer sitzen und beim abendlicher Dinner umzingelt sein von Horden kreischender Kleinkinder und gestresstem Personal, wenn man es zuhause doch ein wenig geräumiger und ruhiger hat? Idee verworfen.

Dann bleiben wir halt zuhause und gönnen uns den Luxus, mal richtig vornehm essen zu gehen. Ein bisschen Luxus, genau! Also schaue ich mir das Menü eines Zürcher Nobelhotels an: Gänsestopfleber, Taube, Froschschenkel, Austern. Aha, das ist also Luxus. Froschschenkel! Dass so etwas heute noch auf den Teller kommt, war mir unbekannt. Im Internet erfahre ich, dass die Schweiz jährlich 150 Tonnen Froschschenkel importiert. Den Tieren werden laut den Berichten die Beine bei lebendigem Leibe abgeschnitten, der Rest - (80%) des Tieres - wird weggeworfen. Um Gänsestopfleber nicht zu essen, muss ich gar nicht erst googlen. Wie der Name schon sagt, wird den Gänsen ein Brei zwangsweise in den Magen gepumpt. In der Schweiz ist diese Mastform verboten, nicht aber der Import dieser sogenannten Delikatesse. Wenn das also Luxus ist, gequälte Tiere in vornehmer Atmosphäre zu verspeisen, dann möchte ich allzu gern darauf verzichten. Idee essen gehen verworfen.


Fazit: Wir bleiben über die Weihnachtstage zuhause. Wir verzichten auf einen Weihnachtsbaum und das ganze Brimborium, sondern belassen es bei einer Minimaldeko. Ein paar schöne Zweige in der Vase, ein paar Kerzen auf dem Tisch, ein Adventskranz. Essen mit Verwandten machen wir vor oder nach den Weihnachtstagen. Wir kaufen zwar Fleisch, aber es muss Bio sein. Wir planen nichts, sondern werden einfach das machen, was uns spontan in den Sinn kommt. Wer weiss, vielleicht macht Weihnachten ja so doch Sinn.




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