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    Grilling me softly - es geht um die Wurst
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Juni: Sommerzeit, Grillzeit und die WM steht vor der Tür. Da wird es natürlich um die Wurst gehen, bei den Fussballturnieren genauso wie in den Public Viewing Lokalen und natürlich auf dem heimischen Grill. Ein Thema, das durchaus Konfliktpotenzial in sich birgt.

Ich komme noch nicht gleich zum schwierigen Thema, welche Mannschaft zu unterstützen ist und wie man damit in multinationalen Gemeinschaften konfliktfrei umgehen kann. Ich kann hier nur für helvetisch-germanische Kombinationen sprechen, was ja in Sachen Fussball schon mal nicht ganz ohne ist. So stellt sich z.B. die Frage, ob es ethisch-moralisch zu vertreten ist, Flagge zu zeigen. Vor allem, darf man auf Schweizer Boden eine deutsche Flagge am Auto flattern lassen oder wirkt das zu dominant? Daneben stellt sich natürlich auch die pragmatische Frage, ob man fürs Flaggezeigen riskieren will, dass das Auto demoliert wird.
Mein Tipp: der Respekt vor dem Gastland geht vor, also wenn Flagge am Auto, dann auf jeden Fall die Schweizer und die deutsche Flagge. Bei Neueingebürgerten ist die Schweizer Fahne sowieso ein Muss, wenn man das Image des Papierli-Schwiizers loswerden will.

Beginnen wir jedoch mit banaleren Dingen wie der Frage, welches die beste Wurst ist und wie man damit umgeht: Servela, Olmaer, St. Galler, Klöpfer oder deutsche Bratwurst, Thüringer, Nürnberger, Currywurst, Weisswurst? Schwein oder Kalb? Wenn es um die Wurst geht, ist man bei mir daheim sehr flexibel. Das ist ihnen alles wurscht. Schwieriger ist aber schon der Umgang mit dem Grillgut. Schweizer schneiden die Würste ein, um ein unkontrolliertes Platzen der Wurst zu verhindern, was für mich rein logisch nachvollziehbar ist. Was bei Schweizer Würsten Usus ist, geht aber bei deutschen Würsten gar nicht. Vielmehr muss man mit sanften Grillmethoden und beständigem Wenden verhindern, dass die Wurst platzt. Hier stossen wir auf ein Problem aus dem Bereich des geschlechtsspezifischen Verhaltens. Männer versuchen es gern mit Multitasking, d.h. Wurst rauf auf den Grill und nebenbei noch ein Match verfolgen, Bier trinken, übers Abseits fachsimplen und sporadisch mal zum Grill gehen und Würste umdrehen - manchmal vielleicht etwas zu spät. Frauen dagegen setzen eher auf eine permanente Rundumbetreuung des Grillgutes. Gut Wurst will Weile haben. Mein Tipp: dem Liebsten einen Grillkurs schenken oder selbst mal das Zepter am Grill übernehmen, wenn es um die Wurst geht. Wenn beim Grillen etwas schief geht, egal ob Mann oder Frau, unbedingt konfliktträchtige Äusserungen vermeiden wie: "Du hast schon wieder die Wurst anbrennen lassen!" Stattdessen locker bleiben, Ich-Botschaften aussenden und konkrete Beobachtungen ohne Verallgemeinerungen formulieren: "Wenn ich das recht sehe, sind zwei der vier Würste angebrannt. Mich persönlich stört das. Ist es für dich in Ordnung, wenn ich die noch nicht verbrannte Wurst übernehme?"

Ausserdem: keine Fusion-Experimente, sondern die Form wahren, also keinen Curryketchup über eine Schweizer Bratwurst oder Servela und keine Pommes rotweiss dazu. Geben Sie einfach Ihren Senf dazu. Nur wenn es denn im Restaurant eine Rösti mit Bratwurst sein muss, wird eine braune Sosse mit Zwiebeln dazugegeben.

Zu beachten ist für Nordappenzeller weiterhin, dass der richtige Schweizer die Wurst nie, aber auch gar nie in Stücke schneidet und mit Hilfe von Holzspiesschen aus Kartonschalen isst - mit der eben erwähnten rotgelben oder rotweissen Sosse dazu, auch wenn das farblich gut in die Landschaft passen würde. Die Wurst gehört in die Hand, das Bürli (das ist ein Brötchen, kein kleiner Bauer) in die andere und der Senf wird aufgedippt.

Die grösste Herausforderung der WM aber wird sein: Wie behält man nicht nur im Umgang mit fettigem Fingerfood wie Würsten die Contenance, sondern bleibt man locker, wenn es für die Mannschaft, die einem emotional am nächsten ist, nicht so gut läuft? Mein Tipp: Fussball hat mit Emotionen zu tun, also darf man sie rauslassen, jedoch niemals, um die gegnerische Mannschaft zu desavouieren. Als Fussballfan sollte man für eine Mannschaft sein, aber nicht gegen eine Mannschaft. Das ist unsportlich und unfair.

Am besten feiert man gleich im multinationalen Setting, dann wird es nicht so verbissen. Und bekommt auch kulinarisch mehr Biss und Vielfalt, wenn man zum Beispiel eine Servela und ein argentinisches Steak geniesst, dazu ein San Miguel oder ein Glas Barolo trinkt und mit einem Caipirinha nachspült.




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