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    Sommer, Sonne, Stil - und Stress am Strand
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Juli 09 - "Endlich Ferien - endlich Entspannung!" In den Ferien sind Stil- und Etikettefragen irrelevant, denn da will man sich einfach nur entspannen. Doch es kann der/die Stilvollste nicht in Frieden sonnen, wenn es dem bösen Mitbewerber um den vermeintlich besten Liegeplatz nicht gefällt.

Alle, die schon einmal so etwas wie Pauschalferien an einer beliebten Feriendestination gemacht haben, kennen das Problem: Liegenstress. Besonders die Deutschen stehen in dem Ruf, verbissene Handtuchbesetzer zu sein. Als deutsche Schweizerin habe ich keine Mühe damit, diese Beobachtung zu stützen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob es tatsächlich etwas mit der Nationalität zu tun hat oder mehr damit, dass es einfach wesentlich mehr Deutsche als Schweizer gibt. Da fallen die notorischen Liegenreservierer einfach mehr ins Gewicht und prägen das Image des Deutschen, der selbst im Urlaub nicht auf seinen Besetzungswahn verzichten kann. Doch muss ich zugeben, dass auch ich mit einer Mischung aus Grauen, Abscheu und Faszination bei einem Strandspaziergang auf Fuerteventura zur Kenntnis nehmen musste, dass der "Schaffe, schaffe, Häusle baue"-Drang des Homo Germanicus im Urlaub tatsächlich seltsame Blüten treibt. Nackte Menschen mit unvorteilhaften Figuren hatten sich dort unter Zuhilfenahme von Klappliegen, Sonnenschirmen, Steinen, Sand und allerlei Strandgut regelrechte Festungen gebaut, in die sie Schilder gerammt hatten mit Aufschriften wie: "Familie Horstkötter, Castrop-Rauxel, 1.7 - 14.7." Bekanntlich neigen Menschen dazu, Einzelbeobachtungen zu verallgemeinern. Ich kann hier jedoch aufrichtig versichern, dass ich auch in meinem erweiterten Bekanntenkreis deutscher Abstammung wirklich niemanden kenne, der sich zu solchen Aktivitäten herablassen würde. Auf der anderen Seite habe ich auf Kuba bei der Ankunft in einem Luxushotel eine Schweizerin erlebt, die - kurz vor der Heimreise - sich nach eigenen Aussagen auf Zuhause freute, weil sie es stressig fand, dass ihr Mann jeden Morgen um 6.00 Uhr zum Strand "musste", um Liegen zu reservieren.

Vielleicht war der arme Mann der Schweizerin aber auch das Opfer einer unheilvollen Gruppendynamik geworden, die eben doch wieder von Deutschen in Gang gesetzt worden war (im Hotel weilten neben ein paar Deutschen jedoch vor allem Kanadier, Spanier und Italiener). Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Menschen sich am Verhalten anderer orientieren. Bleiben Sie einmal auf dem Trottoir stehen und schauen Sie in den Himmel. Sie lösen damit eine Kettenreaktion aus. Auch andere werden stehen bleiben und in den Himmel schauen. Und weil da so viele Menschen stehen und in den Himmel schauen, werden noch mehr stehen bleiben. Denn, wenn viele etwas tun, muss es ja einen Grund haben und irgendwie berechtigt sein.

Wenn also die vierköpfige Familie Meier morgens um 10.00 Uhr entspannt nach dem Frühstück in der All-inclusive-Ferienanlage ein schattiges Plätzchen am Pool oder am Strand sucht, wird sie feststellen, dass auf allen Liegen im Schatten bereits die Badetücher im hoteleigenen Corporate Design ausgebreitet sind - und manche den halben Tag über trotzdem leer bleiben, weil deren "Besitzer" gerade Golf spielen, sich eine Wellnessbehandlung verpassen lassen oder einen "Land-und-Leute-Ausflug" auf einen "typischen Markt" machen, um sich überteuerte Ramschware aus China andrehen zu lassen. Aber im Urlaub hält man sich natürlich gern jede Option offen und okkupiert schon mal zur Sicherheit morgens eine Liege. Am nächsten Morgen dann wird unserer Familie Meier auffallen, dass viele Urlauber mit Handtüchern bewaffnet vorm Frühstück einen kleinen Schlenker zum Strand machen. Nun sitzen Meiers - egal welcher Nationalität sie sind - in der Zwickmühle: entweder sie machen den Reservierungsterror nicht mit, bleiben sich stilvoll treu und verbringen ihre Ferien in der prallen Sonne oder sie ziehen nach dem gemütlichen Frühstück jeweils wie Obdachlose stundenlang durch das Ressort und suchen einen Liegeplatz. Der verantwortungsvolle Herr Meier wird das seiner Familie nicht zumuten wollen und am nächsten Morgen ebenfalls kurz nach Sonnenaufgang auf Liegenpirsch gehen. So gehen immer mehr auf Liegenpirsch und man muss immer früher aufstehen. Die erste Strandreihe ist um 6.00 Uhr besetzt. Gehen Sie einmal vorm Frühstück joggen, dann können Sie zum einen dieses interessante Phänomen beobachten und sich dann zum anderen mit gutem Gefühl am Frühstücksbüfett bedienen, weil Sie schon etwas für Ihre Fitness getan haben.

Wie kann man nun stilvoll dem Liegenreservierterror entgehen? Mein Tipp ist so einfach wie effektiv: Fahren Sie dorthin, wo es keinen Liegenterror gibt. Fahren Sie z. B. gen Norden auf die schöne Insel Usedom. Im Sommer bietet OLT sogar Direktflüge von Zürich nach Heringsdorf an. Mieten Sie dort eine stilvolle Ferienwohnung in einer der restaurierten Kaiser-Villen, Fahrräder und einen Strandkorb. Wenn Sie Glück haben, ist das Wetter wie in der Karibik und Cocktails gibt es da auch. Erholsame Ferien!



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