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In der Vorweihnachtszeit sollte man sich ja eigentlich nur Nettigkeiten sagen. Aber Feedback ist immer wieder ein Reizthema. Besonders, da inzwischen alles permanent bewertet wird.

Kein Kauf im Internet, kein Hotel- oder Restaurantbesuch, ohne dass man nicht aufgefordert würde, eine Bewertung abzugeben. Auch die freundlichen Elektriker, die neulich vorbeikamen, erklärten, wir bekämen dann nachher eine SMS und sollten sie möglichst mit 5 Sternen bewerten, da 3 oder 4 schon als schlecht gelte.

Wenn man Bewertungen auf Hotelportalen liest, fragt man sich vor allem, was da wohl kommunikativ schiefgelaufen ist. Denn statt nachher im Netz Dampf abzulassen, wäre es doch sinnvoller, noch vor Ort seinen Unmut oder seine Anregungen anzubringen. So hat das Unternehmen eine Chance, seine Dienstleistung anzupassen und den Gast doch noch zu überzeugen. Und als Gast kann man seinen Aufenthalt doch noch geniessen, statt sich zu ärgern.

Aber vielen Leuten fällt es schwer, ihre Meinung oder ihre Wahrnehmung direkt zu äussern. Warum eigentlich? Weil man auf Ablehnung stossen könnte? Weil man den anderen nicht verletzen will? Dieses Problem löst man jedoch nicht, wenn man sein Feedback indirekt abgibt. Im Gegenteil. Diese arglos schriftlich dahingeworfenen Kommentare lassen den Sachverhalt meist viel dramatischer erscheinen und giessen Öl ins Feuer. Und sie erzeugen beim anderen ein Gefühl von Ohnmacht, weil man nicht direkt darauf reagieren kann. Beim mündlichen Feedback kann man dem Gegenüber in die Augen sehen. Und genauso sollte man sein Feedback auch formulieren: dass man dem anderen dabei in die Augen sehen kann. Also macht man Ich-Botschaften, beschreibt Wahrnehmungen aus seiner Perspektive, vermeidet Wertungen und Verallgemeinerungen.

Aber wie geht man mit unsachlichem, d.h. wertenden und verallgemeinerndem Feedback um? Indem man es als Aussage des anderen über sich selbst liest oder hört – und nicht als Aussage über einen selbst. Beispiel: Jemand sagt, Sie seien total unordentlich. Dann hören Sie, dass das Gegenüber eine abweichende Ansicht von Ordnung hat. Jemand findet Ihren Vortrag langweilig. Dann hören Sie die Selbstaussage, dass derjenige ein anderes Verständnis vom Thema oder eine andere Erwartung daran hat.

So kann man selbst entscheiden, was man vom Feedback annehmen will. Manchmal kann es ja durchaus nützlich sein, etwas in den Augen anderer reflektiert zu sehen. Und das ist das Wichtige: Es ist niemals „die Wahrheit“, was der oder die andere sagt. Es ist die Wahrnehmung des anderen, seine Wirklichkeitskonstruktion. Die kann man zur Kenntnis nehmen, aber man muss sie nicht übernehmen. Mit einer solchen Haltung fühlt man sich gelassen und souverän.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gelassen-souveränen Jahresausklang

Ihre Gunhild Hinkelmann







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